Bachelorarbeit Projektabschluss 2024

Das Moor und ich haben eine lange Geschichte. Mit 10 Jahren kam ich durch eine Schulfreundin zur Nabu-Kindergruppe, wo ich an Ausflügen und Aktionen wie dem Bau von Nistkästen und Salamander-Exkursionen teilnahm. Einige Jahre später lernte ich das Moor kennen, als wir uns mit der Bocholter Nabu-Gruppe zusammenschlossen.

Dick verpackt, mit hohen Gummistiefeln, robusten Handschuhen und Astscheren ausgerüstet, gingen wir im Winter durch die Naturschutzgebiete. Wir haben Kiefern, Weiden und Birken entfernt und umgeschichtet oder verbrannt, um das Moor feucht zu halten. “Entkusselung“ ist der Fachbegriff dafür, der genauso chaotisch klingt, wie die Tätigkeit selbst ist. Wenn man vorgeht, ist die Frage: “Wie tief ist wohl diese Pfütze?“, ein Glücksspiel mit hohem Einsatz. Alles zwischen “Knöcheltief.“ Und “Ich bin gerade bis zur Hüfte versunken.“ sind mögliche Optionen. Wer noch nie während eines Mooreinsatzes stecken geblieben ist, war nicht dabei.

Ich verbinde mit dem Moor Romantik. Der Gang durch die vereiste und wenig berührte Natur am Morgen ist voller Magie. Menschen aus unterschiedlichen Lebenslagen – Rentner, Jugendliche mit Sozialstunden, Naturfreunde – treffen sich hier, um gemeinsam etwas positives zu bewirken. Wenn man die vielen Krisen dieser Zeit betrachtet, kann man ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit bekommen. Sich mit Menschen zu treffen, die an das glauben, was sie tun, ist erfüllend. Dieses aktive Engagement schenkt einem viel Handlungskraft und lässt einen mit einem Gefühl von Dinge können sich positiv verändern und Ich kann Dinge positiv verändern zurück.

Moore sind ein weltweit vorkommendes Ökosystem, das man zwischen Land und Wasser antrifft. In ihrem ursprünglichen Zustand zeichnen sich Moore durch die Bildung von Torf aus. In diesen sehr nährstoffarmen Feuchtgebieten sinken abgestorbene, torfbildende Pflanzenteile auf den Boden des Moores und werden aufgrund des Nährstoffmangels und sauren pH-Wertes kaum oder nur sehr langsam zersetzt. Die Pflanzenreste werden durch diesen Prozess wie in Essig eingelegte Gewürzgurken konserviert. Solange das Moor feucht bleibt, verhindert das Wasser, dass der darin enthaltene Kohlenstoff und Stickstoff sich durch den Kontakt mit Sauerstoff zersetzt. Dadurch haben Moore klimapositive Eigenschaften und werden auch als CO2-Senken bezeichnet. Moore sind die besten Kohlenstoffspeicher, die uns zur Verfügung stehen. Im Vergleich zu Grasland, Wäldern und Wüsten nehmen Moore zwar nur insgesamt 4% der gesamten Landfläche der Erde ein, speichern jedoch ein Drittel des weltweit in den Böden befindlichen Kohlenstoffes. In Deutschland machen Moore 5% unserer Landfläche aus und speichern hier genauso viel Kohlenstoff wie alle deutschen Wälder zusammen.

Die Entstehung von Torf ist sehr langsam, das jährliche Wachstum beträgt nur etwa 1 mm. Für einen Meter Torf braucht es daher ungefähr 1000 Jahre. Diese Zeitskala macht Torf zu einem nicht erneuerbaren Rohstoff. Diese lange Wachstumsperiode ermöglicht es jedoch, aus den erhaltenen Pflanzenresten, Samen und Pollen wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse über die Pflanzenwelt der vergangenen Jahrtausende zu gewinnen.

Im Rahmen der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, oder SDGs) würden gezielte Maßnahmen zum Schutz von Mooren positiv auf acht dieser Ziele einwirken. Hier sind einige relevante Aspekte:

Moore verbessern die Ökosysteme und regulieren Wasser. Damit verhindern sie Bodenabsenkungen und unterstützen Nahrungsmittelproduktion.

Feuchtgebiete beinhalten fast das gesamte Süßwasser der Welt. Die filternden und regulierenden Eigenschaften von den Torfmoosen erhöht die Wasserqualität.​

Die ökologische und wirtschaftliche Nutzung feuchter Moorböden ermöglicht die Ernte erneuerbarer Biomasse als Brennmaterial.​

Durch die Wasser regulierenden Fähigkeiten, können Moore Hochwasser zurückhalten und während Hitzewellen die Umgebung kühlen.​

Durch die wirtschaftliche Nutzung von feuchten Mooren kann eine wirtschaftliche und ökologische Unabhängigkeit erzielt werden. Dieses Konzept wird auch als Paludikultur bezeichnet. ​

Moore haben klimapositive Eigenschaften, da sie mehr Kohlenstoff und Treibhausgase fest als sie abgeben.

Nur durch intakte Küstenfeuchtgebieten können Ozeane gesund und produktiv sein.

Etwa 40% der Arten leben in Feuchtgebieten. Daher würde der aktive Schutz von Mooren einen umfassenden Beitrag zu den globalen Nachhaltigkeitszielen leisten.

"Stimmen aus dem Moor" ist ein Leporello-Magazin, das die zwei Seiten des Moors vereint: die reale, geprägt von Geschichten der Menschen, und die mystische, geprägt von Legenden. Ziel ist es, durch emotionale Zugänge eigenständiges, nachhaltiges Engagement für den Moorschutz zu fördern.

Die schwarz-weiße Mythen-Seite zeigt eine märchenhafte Welt mit Linoldrucken und analogen Fotografien. Diese begleiten ausgewählte Mythen, die Leser in eine magische Moorlandschaft führen, in der die Grenze zwischen Traum und Realität verschwimmt. Vage sind Moorlandschaften und mystische Wesen zu erkennen, die Mythenwelt bleibt schwarz-weiß und klar in Gut und Böse getrennt.

Die realistische Seite zeigt farbige Fotografien und porträtiert Menschen, die mit dem Moor verbunden sind. Sie vermittelt Wissen und Werte und löst den Schleier der Romantik, um einen authentischen Blick auf das Moor zu ermöglichen.

Kooperation ist im Moor- und Klimaschutz wie auch in der Gestaltung zentral. Meine lokale Nabu-Gruppe an der niederländischen Grenze arbeitet eng mit niederländischen Aktivisten zusammen, was stets bereichernd war. In Zeiten von Krieg und Krisen ist Zusammenhalt wichtiger denn je. Dies spiegelt sich in der zweisprachigen, ineinandergreifenden Typografie wider, die nicht nur die deutschsprachige Zielgruppe um die niederländische ergänzt, sondern gegenseitige Wertschätzung und Adressierung auf Augenhöhe vermittelt.

© Leonie Lucia Hogefeld 2024