Mixed Media:
Fotografie, Illustration, Collage

Es heißt immer:
Kill your comfort zone.

Doch was bedeutet das eigentlich? Oft geht es darum, die eigenen Grenzen zu überwinden, Ängste zu konfrontieren und das Unbekannte zu erkunden. Für mich war das lange Zeit nur ein kryptischer Satz, bis ich die Fotografie für mich entdeckte. Was als Reinschnuppern in einem Fotokurs begann, entpuppte sich als eine Reise zu mir selbst. Ich habe die Fotografie unterschätzt und durch sie eine Möglichkeit gefunden, mich selbst besser kennenzulernen.

Für meine erste Selbstinszenierung stellte ich mir die entscheidenden Fragen: Was würde ich nie machen? Wer werde ich nie sein? Die Antworten darauf waren genauso schnell wie unbequem: Ich werde niemals Aktmodel sein. Doch warum eigentlich? Was würde passieren, wenn ich genau das in den Fokus rücke und mich dort zeige, wo ich mich am verletzlichsten fühle?

Dieses Foto zu inszenieren, hatte einen erdrutschartigen Effekt auf mich, weil es einen Dialog eröffnete, der mich schon mein ganzes Leben begleitete: Fatphobia. Die Angst und Abneigung gegenüber Körpern, die nicht dem gesellschaftlichen Ideal entsprechen, waren nicht nur eine äußere Realität, sondern auch ein innerer Konflikt, den ich immer wieder mit mir selbst austragen musste. Ich wuchs in einer Welt auf, die mir subtil und auch ganz offen vermittelte, dass mein Körper nicht so sein sollte, wie er ist. Diese ständige Kritik, diese Wertungen und die nie endende Flut an (Diät-)Ratschlägen haben tiefe Spuren der Verunsicherung hinterlassen, die ich dank dieser ersten Selbstinszenierungen heute hinter mir gelassen habe.

Erste Selbstinszenierung

Text auf gebrochener Kuppel:
"sorry for having a body"



Darunter:
Verzerrungen 1-3

Inspiriert durch:
Andre Kertesz - Distortion

fettes zine



Projektabschluss 2021

Mit meinen Zines möchte ich genau diese Problematik aufgreifen – in all ihren Facetten. Es geht mir nicht darum, mit Zahlen, Statistiken und Fakten zu argumentieren. Stattdessen möchte ich die gelebte Realität sichtbar machen. Die Geschichten, die oft übersehen werden, die Gefühle, die Menschen mit sich tragen, und die Kämpfe, die sie führen, sind der Kern meiner Arbeit. Meine Zines sind kurz, bissig, teilweise ironisch und direkt auf den Punkt gebracht. Sie sind Ausdruck einer ehrlichen und ungeschönten Auseinandersetzung mit einem Thema, das mehr Raum verdient.

Aus diesen Gründen habe ich das Medium der Zines gewählt. Sie sind klein, handlich und einfach zu vervielfältigen. Ich möchte, dass sie für jeden zugänglich sind, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Hintergrund. Jeder soll die Möglichkeit haben, sie in die Hand zu nehmen, darin zu blättern und sich vielleicht selbst wiederzuerkennen. Die Zines sollen nicht nur gelesen werden, sondern auch Raum einnehmen, Raum für Gespräche schaffen und einen Perspektivwechsel ermöglichen.

Letztlich geht es mir darum, eine Plattform zu bieten, die ungeschönt und unzensiert zeigt, was Fatphobia wirklich bedeutet. Es ist nicht nur ein Wort oder ein Trendthema. Es ist eine tief verankerte gesellschaftliche Haltung, die Körper normiert und ausgrenzt, und es ist an der Zeit, dieser Haltung entgegenzutreten. Mit meinen Zines will ich Teil einer Bewegung sein, die das Schweigen bricht, die Vielfalt feiert und Menschen ermutigt, sich so zu zeigen, wie sie sind – ohne Angst, ohne Scham, ohne Kompromisse.

Zine 1: Coming out

Zine 2: (un)gesund

Zine 3: (un)acceptable

© Leonie Lucia Hogefeld 2024